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21. März 2019

Helden oder Kriminelle? - Wenn die Rettung von Menschen im Mittelmeer politisch wird! - Dialogveranstaltung am 9.4. im DKH

Kategorie: Planerladen, Integration

Mit der Dortmunder Veranstaltungsreihe KulturellLeben laden das Multikulturelle Forum e.V., das Dietrich-Keuning-Haus und der Planerladen e.V. Interessierte regelmäßig mit Lesungen, Gesprächen oder Filmabenden dazu ein, die kulturelle Vielfalt der Gesellschaft und der Stadt kennen und schätzen zu lernen. In dieser Veranstaltung zur Seenotrettung, durchgeführt als Dialogforum, kooperierten zudem die Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW, bodo e.V., Train of Hope e.V., die Seebrücke-Dortmund und die Flüchtlingspaten Dortmund e.V.

In der Podiumsdiskussion am 9.4. im Dietrich-Keuning-Haus kamen drei Akteur/innen der Organisationen Sea-Watch, Sea-Eye und Mission Lifeline zu Wort. Thematisiert wurden  u.a. das Sterben im Mittelmeer, die Abschottung Europas sowie die Kriminalisierung der Helfer/innen der Organisationen.

Diane Glossop ist 55 Jahre alt, Krankenschwester und seit 2017 Aktivistin bei Sea-Eye. Im Mai 2017 ist sie ihre erste Mission als Paramedic mitgefahren, bei der 664 Menschen gerettet wurden. Im Sommer 2018 fuhr sie ihre vorletzte Mission mit dem Schiff Seefuchs. 119 Menschen wurden gerettet. Malta hatte dem Schiff den Hafen verweigert, so dass sie nach Sizilien fahren mussten. Ihr letzter Einsatz war die Odyssee während der Weihnachtsmission Ende 2018 mit dem Schiff Professor Albrecht Penck.

Till Klein ist 30 Jahre alt, Assistenzarzt in der Uniklinik in Aachen, Klinik für Anästhesiologie, nebenberuflich leitender Druckkammer-Arzt der GTÜM e.V. und am Druckkammer-Zentrum in Aachen als Taucher- und Druckkammerarzt zuständig. Zusätzlich ist er Notarzt und Flugarzt nebenbei und ehrenamtlich für Sea-Watch seit 2018 aktiv auf der SeaWatch 3 und im Bereich Öffentlichkeitsarbeit tätig.

Claus-Peter Reisch, 58, ist gelernter Kfz-Mechatroniker. Bekannt wurde er durch seine Tätigkeit als Schiffsführer der Lifeline der Mission Lifeline, die Bootsflüchtlinge aus dem Mittelmeer aufgegriffen und in europäische Häfen gebracht hat.

Menschen versuchen aus purer Verzweiflung über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Viele von ihnen bezahlen diese riskante Überfahrt mit ihrem Leben - u.a. aufgrund der ausbleibenden Hilfe und Rettung seitens der EU und ihrer Mitgliedsstaaten. Mehrere zivile Organisationen haben sich der Seenotrettung auf dem Mittelmeer verschrieben. Obwohl sie gemäß internationalem Seerecht eine Verpflichtung an alle Schiffe darstellt, gerät die Seenotrettung in letzter Zeit mehr und mehr in die Kritik, entspricht ihr Engagement für die Rettung von Menschenleben doch nicht mehr der europäischen Politik der Abschottung und Abschreckung. Seenotrettung wird nicht mehr gewürdigt, sondern kriminalisiert und mit dem Vorwurf der direkten oder indirekten Unterstützung von Schleusern konfrontiert.

Wie die Akteur/innen mit dieser neuen Situation umgehen, inwiefern sie in ihrem Engagement und der Rettung von Menschen in Not gehindert werden, wurde mit den drei Gästen diskutiert, denn die Rettung von Menschen wird nicht nur politisiert, sondern kriminalisiert.

Moderiert wurde sowohl die Podiumsdiskussion als auch der anschließende Dialog mit den rund 60 Personen aus dem Publikum vom bodo-Redakteur Bastian Pütter. In respektvoller Kommunikationsatmosphäre wurden teils gegensätzliche Ansichten thematisiert und kontrovers diskutiert.

Mit der Dortmunder Veranstaltungsreihe KulturellLeben laden das Multikulturelle Forum e.V., das Dietrich-Keuning-Haus und der Planerladen e.V. Interessierte regelmäßig mit Lesungen, Gesprächen oder Filmabenden dazu ein, die kulturelle Vielfalt der Gesellschaft und der Stadt kennen und schätzen zu lernen. In dieser Veranstaltung zur Seenotrettung kooperieren außerdem Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW, bodo e.V., Train of Hope e.V., Seebrücke-Dortmund und Flüchtlingspaten Dortmund e.V. 

Diese Veranstaltung wird im Rahmen des Projektes INKLUDO und des über KOMM AN NRW geförderten Projektes flügge als Dialogforum durchgeführt. Die vom Planerladen e.V. initiierten Dialogforen haben das Ziel anhand von Filmvorführungen, Lesungen oder Podiumsdiskussionen mit Experten eine Plattform zu schaffen, bei der verschiedene Meinungen und Ansichten über migrations- und integrationsrelevante Themen ausgetauscht werden können. Sie sollen einer besseren Verständigung in der Stadt(teil)bevölkerung dienen und das Miteinander fördern.

Foto von Claus-Peter Reisch: @Henning Schlottmann (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Claus-Peter_Reisch)

Andere Fotos: privat